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Mehr Demokratie zur Verteidigung der Demokratie

Zunehmender Populismus, Herausforderungen der Globalisierung und soziale Ungleichheiten sind nur einige der sichtbaren Bruchlinien innerhalb unserer demokratischen Gesellschaft. Um Zustand und Zukunft der liberalen Demokratie drehte sich die AKSB-Jahrestagung am 22. und 23. November 2021.


Zwei Tage lang ging es auf der AKSB-Jahrestagung um die Zukunft der liberalen Demokratie. Eigentlich als Präsenzveranstaltung in der Akademie Klausenhof in Hamminkeln geplant, musste die Tagung kurzfristig in den digitalen Raum verlegt werden. Das hielt die rund 40 Teilnehmenden nicht davon ab, sich intensiv mit der freiheitlich-demokratischen Ordnung in Deutschland zu befassen – etwa, wie gefährdet unsere Demokratie und der gesellschaftliche Zusammenhalt tatsächlich und was die Ursachen sind, welche Gegenstrategien es gibt und welche Rolle der politischen Bildung in kirchlicher Trägerschaft zukommt.

Prof. Dr. Michael Zürn von der Abteilung Global Governance am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professor für Internationale Beziehungen an der Freien Universität Berlin sah im Aufstieg der Populisten einen bedeutenden Anteil daran, dass Demokratien zurückgehen. In seiner Bestandsaufnahme über den „Zustand der Demokratie im Zeitalter von Pandemie und Digitalität“ legte er auf der Tagung Gründe für den Aufstieg des autokratischen Populismus dar: Die politischen Parteien und gerade die autokratischen Populisten würden stark zu einer Polarisierung beitragen. Das Auseinandertriften habe mit dem politischen Diskurs zu tun, aber auch mit gesellschaftlichen Problemen.


Als mögliche Gegenstrategie schlug Zürn vor, Wege zu finden, um auf polarisierende Positionen zu reagieren, ohne gleich mit einer Gegenposition oder Gegenradikalisierung zu antworten. Beschneidungen demokratischer Prinzipien seien auf jeden Fall der falsche Weg: „Die Demokratie weiter einzuschränken, führt zu ihrer Abschaffung. Die Verteidigung der Demokratie erfordert mehr Demokratie.“

In verschiedenen Workshops wurden einzelne Aspekte vertieft, darunter die Frage, was den Menschen in der Krise stützt. Als Referentin dazu war Theologin und Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand geladen, die die Rolle von Kirche und Wohlfahrtsverbänden betrachtete. Ihr Fazit: „Die Kirche genießt weltweit nach wie vor das Vertrauen vieler Gläubigen, die gerade in unsicheren Zeiten nach Halt, Hoffnung und Gemeinschaft suchen. In Krisenzeiten greifen die Menschen oft auf ihre bisherige Erfahrungswelt zurück – auf das, was sie kennen und was sie in vergangenen Krisen getragen und begleitet hat.“ Die katholische Kirche könne aus der Krise eine Chance machen, ist Hillenbrand überzeugt: „Sie kann die vorhandene Sehnsucht nach Spiritualität und Gemeinschaft aufgreifen und kreative Angebote dafür entwickeln. Insbesondere kann sie neue Wege finden und Räume dafür schaffen, dass Menschen ganzheitliche Erfahrungen und Begegnungen machen – mit sich selbst, mit anderen, mit Gott.“ Die Workshop-Gruppe kam zu dem Schluss, dass dies auch für die außerschulische Bildungsarbeit in katholischer Trägerschaft gelte. Bildungsorte und Begegnungen seien wichtig, das müsse aber nicht der Kirche vorbehalten sein. Die AKSB könne zeigen, dass auch sie katholisch ist und vor diesem Hintergrund Begegnungen schaffen und gute Erfahrungen ermöglichen.


Ähnlich sah es der AKSB-Vorsitzende Gunter Geiger: „Demokratie lebt von Begegnungen, vom Austausch, von Diskussionen. Politische Bildung bietet dafür die besten Möglichkeiten. Wir wollen Menschen sprachfähig machen und sie dazu befähigen, Sachverhalte einschätzen und ihre Positionen vertreten zu können. Dazu bieten wir Begegnungsorte und hoffen, dass unsere Träger aus Kirche und Politik uns dabei unterstützen.“


Ein ausführlicher Bericht zur Jahrestagung steht bereit unter:

https://www.aksb.de/veranstaltungen/jahrestagung/jahrestagung-2021-liberale-demokratie/

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