Offene und versteckte Propaganda für Hitler und Goebbels

Akademieabend „Der deutsche Film unter dem Hakenkreuz – Das lange Leben der NS-Propaganda“

Dass Propaganda von der Macht der Bilder lebt, das wissen insbesondere Diktatoren und totalitäre Regime. Bei dem Akademieabend „Der deutsche Film unter dem Hakenkreuz – Das lange Leben der NS-Propaganda“ ging es um offene und versteckte Beeinflussung von Menschen durch bewegte Bilder.


Im Zentrum des Abends im Fuldaer Bonifatiushaus stand die bekannteste Filmemacherin der Nazi-Zeit: Leni Riefenstahl. Referent Martin Seng, Politikwissenschaftler und freier Journalist, skizzierte ihr Leben von den Anfängen als Filmschauspielerin in der Zeit der Weimarer Republik bis hin zu ihren letzten Jahren um die Jahrtausendwende – Stichwort Freundschaft Riefenstahls mit der Publizistin und Feministin Alice Schwarzer.


Aber der Reihe nach. Riefenstahls Anfänge beim Film sind eng verbunden mit dem für die 1920er Jahre typischen Genre des "Bergfilms". Kennzeichnend für diese Streifen sei, so Seng, dass sie weniger von der Handlung leben als vielmehr von den spektakulären Bildern, die durch zum Teil waghalsige Aufnahmen entstanden. Nach Filmen als Schauspielerin wollte Riefenstahl auch hinter der Kamera stehen – als Regisseurin. Das Ergebnis: Der Film "Das blaue Licht." Der tatsächliche Regisseur des Films war indes der Ungar Bela Balasz, der jüdische Wurzeln hatte. Deshalb ließ Riefenstahl seine Nennung nach der Machtergreifung der Nazis aus dem Film entfernen.


Leni Riefenstahl war der "Liebling" von Hitler und Goebbels. Seng präsentierte einen Ausschnitt aus Riefenstahls Film "Triumph des Willens", der Aufnahmen über den NS-Reichsparteitag in Nürnberg 1934 zeigt. Allerdings geht die Filmemacherin dabei nicht dokumentarisch und chronologisch vor, sondern setzt gezielt auf die Macht der Bilder.


Jeder Schnitt ist in monatelanger Kleinarbeit genau gesetzt. Seng: "Im Film gibt es nur eine Person, die aus der Nähe gezeigt wird: Adolf Hitler." Alles andere ist das Inszenieren einer Masse. Alles hat seine Ordnung. "Man kann über jedes Bild ein Lineal legen. Alles hat eine geometrische Konformität, hat Ordnung und Disziplin.


Der Film beginnt in den Wolken. Kein Zufall. Hitler wird als Reinkarnation des Allvaters Odin der germanischen Mythologie dargestellt, der Parteitag als Ritual der Mobilisierung beziehungsweise der Unterwerfung. Für Seng haben die Bilder des Films bis heute ihre Faszination. Nicht zufällig gibt es in den bekannten Star-Wars-Filmen Sequenzen, die Riefenstahls Aufnahmen ganz offensichtlich als Vorbild hatten.


Auch bei ihren beiden Filmen über die Olympiade in Berlin 1936 wird immer wieder deutlich, dass es um die NS-Ideologie geht – wenn auch etwas suggestiver. Gezeigt werden meist deutsche Athleten – in Verbindung mit Menschen im Stadion, die alle den Hitler-Gruß zeigen.


Riefenstahl ist nicht die einzige Filmschaffende, die sich in den Dienst der NS-Propaganda stellt. Einer der bekanntesten Regisseure ist Veit Harlan. Sein Film "Jud Süß" ist ein abstoßendes Beispiel für die antisemitische Propaganda. Nach dem Krieg behauptete Harlan, er sei von Goebbels zu dem Film gezwungen worden. Seng verweist aber auf die Tagebücher von Goebbels. Darin feiert der Propagandaminister die Produktion als "großen und richtungsweisenden Film". Dazu habe Harlan mit seinen guten Ideen beigetragen.


Den NS-Machthabern war ein Starkult in der Filmbranche wichtig. Dominiert haben allerdings Männer. Dabei spielte es auch keine Rolle, wenn ein Gustaf Gründgens entgegen der Nazi-Ideologie offen homosexuell war. Mit einer Schauspielerin, so Seng, konnten sich Goebbels und Co aber nicht zieren: Marlene Dietrich. Im Gegenteil: Sie drehte nach der Übersiedlung in die USA Anti-Nazi-Filme.

Martin Seng, der Referent des Akademieabends
Martin Seng, der Referent des Akademieabends
Referent Martin Seng (links) und Akademiedirektor Gunter Geiger
Referent Martin Seng (links) und Akademiedirektor Gunter Geiger
 

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