Eine Kirche für alle, alle, alle („todos, todos, todos“) – Ein Akademieabend mit Prof. Dr. Ansgar Kreutzer zur Rolle der Kirche im sozialen Zusammenhalt

Fulda, 13. November 2025 – Unter dem Titel „Gott ist und will Einbeziehung“ hielt Prof. Dr. Ansgar Kreutzer, Professor für Systematische Theologie an der Universität Gießen, am gestrigen Abend einen eindrucksvollen Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche und Gewerkschaft“. In seiner Ansprache beleuchtete Kreutzer die zentrale Rolle der Kirche und der christlichen Religion im Kontext des sozialen Zusammenhalts und stellte die Frage, wie Kirchen an der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen in Bezug auf Integration und Inklusion mitwirken können.


Der Vortrag, der auch als Beitrag zu den christlichen Perspektiven auf soziale Integration verstanden werden kann, stand unter dem Leitmotiv „Gott ist und will Einbeziehung“. Kreutzer erinnerte an die tiefgehende Verantwortung der Kirche, Menschen zu integrieren und Brücken zu bauen. Der Gießener Theologe unterschied zwischen zwei Formen von Sozialkapital: dem „brückenbildenden“ Sozialkapital, das soziale Netzwerke schafft, in denen Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft miteinander in Beziehung treten, und dem „bindenden“ Sozialkapital, das Tendenzen der Abschottung, Intoleranz und des Misstrauens gegenüber Außenstehenden fördern kann.

Besonders hob Kreutzer das kirchliche Verständnis von Universalität und Inklusion, das über die Grenzen der eigenen Glaubensgemeinschaft hinausgeht, hervor. Im Einklang mit den Lehren von Papst Franziskus betonte Kreutzer, dass Gott das Heil für alle Menschen wolle – nicht nur für die Gläubigen der Kirche, sondern für alle Menschen weltweit. Mit einem Zitat von Papst Leo XIV. unterstrich er die Notwendigkeit, eine „missionarische Kirche“ zu sein, die Brücken baut, den Dialog pflegt und offen ist, alle mit „offenen Armen“ aufzunehmen.


Kreutzer ging weiter auf die Bedeutung kirchlicher Bildungseinrichtungen ein, insbesondere der katholischen Akademien, die eine Schlüsselrolle dabei spielen, diese Gastfreundschaft mit Leben zu füllen. Die Akademie müsse Orte der offenen Begegnung und des Dialogs sein, die das christliche Prinzip der Gastfreundschaft in die Praxis umsetzen. Dabei verwies Kreutzer auch auf die politischen Dimensionen des Glaubens: Aus dem christlichen Gottesbild, das in den biblischen Offenbarungsereignissen vom Auszug Israels bis hin zu Tod und Auferstehung Jesu Christi verankert ist, ergebe sich für Christinnen und Christen eine Verantwortung, für die Würde aller Menschen einzutreten – auch politisch.


Im weiteren Verlauf des Abends erinnerte Kreutzer an die solidarischen Gesten von Papst Franziskus, wie die symbolträchtige Fußwaschung an Gefangenen oder die Solidarität mit Geflüchteten auf Lampedusa. Diese Performanzen, die im Pontifikat des Papstes eine zentrale Rolle spielten, verdeutlichen die universale Inklusionsbotschaft, die auch die Grundlage seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ bildet. Besonders betonte er das „Geschenk der Geschwisterlichkeit“, dass Franziskus in seinem Schreiben darstellt, und die Verantwortung der Religionen, „im Dienst der Geschwisterlichkeit“ zu verstehen und den interreligiösen Dialog zu fördern.


Am Ende der Veranstaltung waren sich Akademiedirektor Gunter Geiger und den Kooperationspartnern Rolf Möller, vom DGB Osthessen und Egon Schütz, Vorsitzender der KAB Fulda, einig: Der Glaube, die Theologie und die Kirche haben ein intrinsisches Verhältnis zur Politik. Aus dem christlichen Gottesbild folgt die Verantwortung, für die Würde aller Menschen einzutreten und politische Verantwortung zu übernehmen. Dies sei ein wesentlicher Bestandteil des christlichen Heilsverständnisses – ein Aufruf zu Solidarität, Inklusion und politischem Engagement.


Der Abend bot den Gästen in der Katholischen Akademie einen tiefgehenden und inspirierenden Impuls zur Rolle der Kirche im sozialen Zusammenhalt und zur Bedeutung des christlichen Glaubens in der modernen Gesellschaft. Der Vortrag von Prof. Dr. Ansgar Kreutzer unterstrich, dass Kirche nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch eine aktive Bürgerinitiative des Heiligen Geistes und ein „Promotor“ einer offenen Gesellschaft sein muss.

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