„Fixiert auf Sicherheit?“ – Katholische Akademie Fulda als zentraler Ort des Dialogs zu freiheitsentziehenden Maßnahmen in Hessen

Fulda, 5. Dezember 2025 – Auch in diesem Jahr stieß die jährliche Fachtagung zum Thema Freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM), die das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege gemeinsam mit der Katholischen Akademie Fulda ausrichtet, auf reges Interesse. Rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Pflege, Medizin, gesetzlicher Betreuung, Betreuungsbehörden, Sozialarbeit sowie aus der Betreuung- und Pflegeaufsicht setzte die interdisziplinäre Fachtagung „Fixiert auf Sicherheit?“ im Bonifatiushaus der Katholischen Akademie Fulda ein deutliches Zeichen: Das Thema freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) bleibt hochaktuell, komplex – und verlangt nach fachübergreifender Zusammenarbeit sowie kontinuierlicher Qualitätsentwicklung. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf Freiheitsentziehenden Maßnahmen bei Demenz. 


Katholische Akademie als Ort der Orientierung

Gunter Geiger, Direktor der Katholischen Akademie Fulda, begrüßte die zahlreichen Fachkräfte und betonte die langjährige Verantwortung der Akademie, Räume für Austausch, Reflexion und Weiterbildung zu schaffen. „Ist nicht bereits alles gesagt?“ –Zu Beginn wurde die provokante Frage gestellt, ob nicht bereits alles zum Thema FEM in der Demenz gesagt worden sei. Die Tagung lieferte eine klare Antwort: Nein. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, praxisnahe Beispiele und die Bestätigung bewährter Standards machten deutlich, dass die Auseinandersetzung mit FEM stetig weitergeführt werden muss – insbesondere angesichts der dynamischen Entwicklung im Bereich der Demenzforschung und der Herausforderungen in ambulanten sowie stationären Versorgungskontexten.


Interdisziplinäre Perspektiven als Gütesiegel

Das besondere Qualitätsmerkmal der Tagung war ihr multiprofessioneller Zuschnitt. Fachreferentinnen und Fachreferenten aus Medizin und Psychiatrie, Pflege- und Ernährungswissenschaft, Recht. Psychotherapie und Ethik gaben Einblicke in aktuelle Forschung, praktische Handlungsoptionen und rechtliche Rahmenbedingungen. Dieses breite Spektrum ermöglichte es, FEM nicht isoliert, sondern in ihrem gesamten Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Fürsorge, Autonomie und Würde zu betrachten. 


Wissenschaftliche Impulse am Vormittag

Die Vorträge legten ein solides Fundament für die Fachdiskussionen: Prof. Dr. Klaus Fließbach (Bonn) erläuterte grundlegende medizinische Aspekte der Demenzerkrankung und nahm auch Bezug auf neue und innovative Therapieansätze, Prof’in Dr. Gabriele Meyer (Halle) zeigte die Herausforderungen einer evidenzbasierten Pflege zwischen Risiko und Verantwortung auf, Prof. Dr. Volker Großkopf (Köln) beleuchtete das Spannungsfeld von Freiheitsrechten, körperlicher Unversehrtheit und ordnete dies in einen haftungsrechtlichen Kontext ein.


Workshops vertiefen komplexe Fragestellungen und eröffnen einen praxisnahen Austausch

In vier parallel angebotenen Workshops wurden unterschiedliche Praktiken, Problemfelder und Lösungsansätze betrachtet, darunter:psychiatrische Bewertung herausfordernden Verhaltens (Prof. Dr, Martin Ohlmeier),Ernährung bei Demenz zwischen Unterstützung und Zwang (Susanne Domkar),Angehörigenarbeit als Schlüssel zur FEM Vermeidung (Dr. Katharina Geschke), Alternativen zu FEM und Kommunikation (Simone Heimkreiter). Besonders hervorgehoben wurden die Schwierigkeiten der FEM-Prävention im häuslichen Umfeld, wo professionelle Standards weniger kontrollierbar und Angehörige oft allein gelassen sind.


Zentrale Erkenntnisse der Tagung

Die vielfältigen Beiträge führten zu mehreren wichtigen Schlussfolgerungen: -Differenzierte Betrachtung statt Pauschallösungen: FEM müssen stets im individuellen Kontext bewertet werden. - Neue Erkenntnisse zur Demenz unterstützen ein besseres Verständnis herausfordernder Verhaltensweisen – und damit FEM-Alternativen. - Essenziell sind interdisziplinäre Kooperation und qualifizierte Schulung, vor allem bei Ernährung, Kommunikation und Angehörigenarbeit. - FEM-Vermeidung bleibt ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, das besonders im häuslichen Umfeld neue Unterstützungsstrukturen braucht. Wertschätzung für hochkarätige Referierende Die Rückmeldungen der Teilnehmenden bestätigen die Qualität der Tagung: „Hervorragende Dozentinnen und Dozenten, die Bekanntes in neuem Licht beleuchten und neue Erkenntnisse verständlich vermitteln konnten.“


Fazit

Die Tagung „Fixiert auf Sicherheit?“ zeigte eindrucksvoll, dass der Diskurs über freiheitsentziehende Maßnahmen weder abgeschlossen noch statisch ist. Vielmehr braucht es Orte wie die Katholische Akademie Fulda, an denen Fachlichkeit, Ethik und Verantwortungsbewusstsein zusammenkommen und Zukunftsfragen gemeinsam gestaltet werden

Katholische Akademie des Bistums Fulda

Neuenberger Str. 3-5

36041 Fulda


 

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© Katholische Akademie des Bistums Fulda

 

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